ADB:Fröbel, Friedrich

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Artikel „Fröbel, Friedrich“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 123–124, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fr%C3%B6bel,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:00 Uhr UTC)
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Fröbel: Friedrich F., am 21. April 1782 zu Oberweißbach im Fürstenthum Rudolstadt geboren, ist unter den bedeutenderen Pädagogen der Neuzeit derjenige, über welchen die Urtheile der Einzelnen zur Zeit am weitesten auseinander gehen. Denn während Viele ihn als einen pädagogischen Genius und Wohlthäter der Menschheit verherrlichen, hat der preußische Minister v. Raumer (dem nicht Wenige beipflichten) seine Pädagogik als ein „socialistisches System“ gebrandmarkt, „das auf Heranbildung der Jugend zum Atheismus berechnet“ sei, und daher in Preußen nicht geduldet werden dürfe. – Nach einer sehr mangelhaften Jugenderziehung und nach einem sehr wechselvollen Leben war sich F. allmählich darüber klar geworden, daß seine wirkliche Lebensaufgabe auf dem Felde des Erziehungswesens liege. Daher begab er sich (ohne je ein Gymnasium besucht zu haben) 1810 und 1811 nach Göttingen und Berlin und studirte mit großem Eifer Naturwissenschaften, indem er annahm, daß das Leben der Natur und des Geistes auf einem und demselben Entwicklungsgesetz beruhe, welches der Lehrer, der Kinder erziehen wollte, klar durchschauen müsse. Ein zweijähriger Aufenthalt Fröbel’s bei Pestalozzi zu Ifferten brachte seine pädagogischen Ideen zu Reife. Er entwickelte dieselben zunächst in einem 1826 zu Keilhau erschienenen Werke: „Die Menschenerziehung“ etc. Erziehung ist ihm wesentlich naturgemäße Entwicklung des von Gott in den Menschen hineingelegten Wesens. Dabei unterscheidet F. drei Stufen des zu erziehenden Kindes: die Periode bis zum beginnenden Sprachvermögen, die bis zur eintretenden Schulfähigkeit und die Periode der letzteren. Auf der ersten Stufe ist die Behandlung des Kindes vorwaltend Pflege, auf der zweiten Erziehung und auf der dritten tritt der eigentliche Unterricht ein. – Zur praktischen Darstellung seiner pädagogischen Ideen (durch welche er eine Reform des gesammten deutschen Unterrichtswesens zu bewirken hoffte) schuf er mit großen Opfern 1827 zu Keilhau eine [124] „allgemeine deutsche Erziehungsanstalt“, die er jedoch bald einem Verwandten übergab, um sich wieder in die Schweiz zu begeben. Von da 1836 nach Deutschland zurückgekehrt beschäftigte er sich ausschließlich mit Fragen, welche sich auf die Behandlung der auf der zweiten Stufe der Entwicklung stehenden Kinder bezogen, was ihn etwa ums Jahr 1840 auf die Idee der Kindergärten brachte. – Von der Erwägung ausgehend, daß der Mensch in dem vorschulpflichtigen Alter (vom 3. bis 6. Lebensjahre) das meiste und wesentlichste lerne und daß die Eindrücke, welche das Kind in dieser Zeit in sich aufnehme, nicht dem Zufall überlassen sein dürften, wollte er, daß das Kind in diesem Alter in eine Gemeinschaft gleichalterlicher Kinder aufgenommen und hier aber nicht eigentlich unterrichtet, sondern mit bildenden Spielen beschäftigt werde. Diese Einrichtung nannte er „Kindergarten“ und er meinte, daß das gesammte deutsche Schulwesen auf diese Kindergärten ganz neu fundamentirt werden müsse. Um zur Ausführung seines großen Projects die nöthigen Mittel zu gewinnen, kündigte er dasselbe zur 400jährigen Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst (1844) an, und forderte alle deutschen Mütter und Jungfrauen auf, sich an dem Werke mit Actien à 10 Thlr. zu betheiligen. Der erste wirkliche Kindergarten war 1843 zu Blankenburg eröffnet worden. Das Spiel (mit Gesang) sollte hier vor allem im Kinde den Sinn für Form und Zahl zur Fertigkeit ausbilden. Die Leitung der Kindergärten wurde in weibliche Hände gelegt. Späterhin suchte F. durch Vorträge in Hamburg und Dresden seinen Ideen weiteren Eingang zu verschaffen. Auch erhielt er zur Förderung seiner Sache von dem Herzog von Meiningen das Schlößchen Marienthal bei Liebenstein verliehen, wo er eine Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen einrichtete. Nach Fröbel’s Tode (21. Juni 1852) trat die edle Frau Bertha v. Marenholz[WS 1]-Bülow[WS 2] an dessen Stelle und hauptsächlich durch die Bemühungen derselben sind die Kindergärten in Deutschland und in anderen Landen, selbst in Amerika, heimisch geworden.

Friedrich Fröbel, ein Wort der Erinnerung von H. Hoffmann, Hamb. 1852, und in Schmid’s Encyklopädie des Erziehungswesens v. Fröbel.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Marentholz
  2. Bertha von Marenholtz-Bülow, deutsche Frauenrechtlerin und bedeutende Kindergarten-Pädagogin (1810–1893) (Quelle: Wikipedia)