ADB:Hilderich

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Artikel „Hilderich, König der Vandalen“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 328–329, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hilderich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:22 Uhr UTC)
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Hilderich, König der Vandalen, a. 523 bis August 533, aus dem Hause der Asdingen, Sohn Hunerich’s (a. 477–484, s. den Artikel) und der Kaisertochter Eudokia, Enkel Geiserich’s. Nach dem von diesem unter Zustimmung des Volkes eingeführten (den eingeborenen Berbern abgelernten) Seniorat, gemäß dem stets der älteste Mann des Geschlechts, ohne Rücksicht auf Linie und Gradnähe der Verwandtschaft mit dem letzten Inhaber, zur Thronfolge berufen ward, war H., als sein Vater König Hunerich starb, von seinen älteren Vettern, Gunthamund (a. 484–496) und Thrasamund (a. 496–523, s. die Artikel), den Söhnen Genzo’s, ausgeschlossen worden.

Stammtafel der Asdingen:

Godigisel † 406
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Guntherich † 429, Geiserich † 477
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Hunerich † 484, Genzo, Theoderich
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Hilderich † 533, Godagis, Gunthamund † 496, Thrasamund † 523, Gelarich
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Gelimer Tzazo, Ammata.
gestürzt 632,

Zum schwersten Schaden des Reiches hatten seine Könige schon seit Geiserich den Katholicismus – zuweilen grausam – verfolgt: zum Theil aus politischen Gründen, da die katholischen Unterthanen, die Römer, der Herrschaft der ketzerischen – arianischen – Barbaren widerstrebten und der Befreiung durch Byzanz entgegenhofften, zum Theil in Wiedervergeltung der vom Kaiser über seine arianischen Unterthanen verhängten Verfolgungen.

Der eifrig arianische Vorgänger Hilderich’s, Thrasamund, besorgte von dem schwachen Sohn der katholischen Kaisertochter Eudokia allzustarke Hinneigung zu Byzanz und unvorsichtige Hinneigung zu den Katholiken; er ließ sich daher noch auf dem Sterbebett versprechen, H. werde, so lange er König sei, den Katholiken die entzogenen Kirchen und Rechte nicht zurückgeben. Das Versprechen umging H. in einer der Jesuiten würdigen Schlauheit: er rief die verbannten Bischöfe zurück und verstattete Wiederbesetzung der erledigten Stühle, noch bevor er den Königsnamen annahm. Dieses echte Pfaffenstücklein kennzeichnet die Art des ganz von den Priestern beherrschten Königs, dessen Milde zwar die Feinde seines Volkes zu Byzanz und in Afrika rühmten, [329] dessen Schwäche aber den Untergang des Reiches des gewaltigen Geiserich vorbereitete. Thörigerweise verwandelte er die für dies Reich so wichtige Freundschaft mit dem mächtigen Ostgothenreich durch die Ermordung von Theoderich’s des Großen Schwester Amalafrida (s. A. D. B. XLV, 761) in bitterste Feindschaft, so daß das ostgothische Sicilien für den alsbald erfolgenden Angriff der Byzantiner den wirksamsten Stützpunkt gewährte. H. verkannte völlig die von dorther drohende Gefahr, neigte vielmehr ganz zu Justinian, mit dem er schon vor dessen Thronbesteigung befreundet war und Briefe und Geschenke wechselte. Diese verderbliche Unterordnung unter Byzanz, die sich selbst in der Münzung (nur mit dem Bilde des Kaisers) ausdrückte, erweckte den Verdacht, H. plane die Auslieferung des Reiches an den Kaiser unter Ausschluß des nach dem Senioratgesetz zur Thronfolge berufenen Gelimer, eines Urenkels Geiserich’s (s. A. D. B. VIII, 539). Dieser tapferste Held seines Volkes befehligte jetzt statt des durchaus unkriegerischen Königs das Heer der Vandalen; nach einem Sieg über die Mauren, der seine Beliebtheit noch erhöhte, scharte der ehrgeizige, aber auch die Freiheit und das Volksthümliche in dem Reich vertretende Mann die Gleichgesinnten eng um sich, ließ H. und zwei andere Asdingen gefangen setzen und sich selbst zum König ausrufen (a. 530). Als der Krieg mit Byzanz ausbrach (a. 533) – Justinian hatte zuerst versucht, Gelimer zum Rücktritt, dann zur Entlassung Hilderich’s nach Byzanz zu bewegen – ließ Gelimer, während er Belisar entgegenzog, seine Gefangnen hinrichten.

Quellen und Litteratur: Dahn, Die Könige der Germanen I. München 1861 (daselbst weitere Litteratur); – Dahn, Prokopius von Caesarea. Berlin 1865; – Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker II, 2. Auflage. Berlin 1899.