ADB:Jellacic de Buzim, Josef Graf

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Artikel „Jellacic de Buzim, Josef Graf“ von Karl Friedrich Hermann Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 756–759, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jellacic_de_Buzim,_Josef_Graf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:52 Uhr UTC)
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Band 13 (1881), S. 756–759 (Quelle).
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Jellačić de Buzim: Josef Graf J. de B., kaiserl. österreichischer Feldzeugmeister, Großkreuz des kaiserl. Leopold-Ordens, Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Ban, oberster Capitän in Kroatien und Slavonien, Gouverneur und commandirender General in Kroatien, Slavonien und Dalmatien, Gouverneur von Fiume, Inhaber des 46. Infanterie- und der (bestandenen) [757] Banalgrenzregimenter Nr. 10 und 11, geboren zu Peterwardein am 16. October 1801, gestorben am 20. Mai 1859 zu Agram. Einer alten adelichen slavischen Familie entsprossen, ältester Sohn des als kaiserl. Feldmarschalllieutenant im J. 1810 gestorbenen Franz Freiherrn v. J., kam der achtjährige Knabe zur Erziehung in die theresianische Ritterakademie zu Wien. Hier entwickelte J. sein großes Talent für Sprachen. Kriegswissenschaften und Geschichte waren und blieben seine Lieblingsstudien. Mit 18 Jahren trat er als Unterlieutenant in das Dragonerregiment Nr. 3 (jetzt Nr. 11), erlangte im J. 1830 die Hauptmannscharge im Oguliner Grenzregimente, wo J. die mannichfaltigsten Erfahrungen in den unaufhörlichen, oft blutigen Conflicten mit den bosnischen Räubern machte. – Am 17. October desselben Jahres focht er an der Spitze eines Bataillons gegen die Türken bei Weliki-Kladuš und war so glücklich, durch sein tapferes und kluges Verhalten sich die Anerkennung des Kaisers zu erwerben. – Successive vorrückend, wurde J. im October 1842 Oberst und Commandant des 1. Banalregiments. Mit dem J. 1848 beginnt die Reihe jener ausgezeichneten Thaten, durch welche der zum Generalmajor und Banus von Kroatien, zum geheimen Rath und im April zum Feldmarschalllieutenant und commandirenden General in Kroatien ernannte J. die glänzendsten Beweise seiner außerordentlichen militärischen und staatsmännischen Befähigung an den Tag legte. – Am 11. September 1848 überschritt der Ban mit 40,000 Mann die Drau, drängte die magyarischen Insurgenten über Stuhlweißenburg nach Velencze, schlug sie hier nach zweistündigem Gefechte und nöthigte sie zum Rückzuge nach Marton-Vasár (26. September). – Am 29. September stieß Ban J. abermals auf den Feind, der eine starke Stellung bei Pákozd besetzt hielt; nach längerem Kampfe zogen sich die Insurgenten gegen Ofen-Pest zurück. – Ban J. jedoch, durch den Mangel an Geschütz und anderen Kriegsbedürfnissen genöthigt, nahm den von den Insurgenten vorgeschlagenen dreitägigen Waffenstillstand an, wandte sich gegen Ungarisch-Altenburg – um sich Wien zu nähern, wo die Revolution den Gipfelpunkt erreicht hatte. – In Altenburg erfuhr er die Vorgänge des 6. October zu Wien, die schmachvolle Ermordung des Kriegsministers Grafen Latour und beeilte nun den Anschluß an die Truppen der Garnison Wien, nachdem er einen Theil seines Heeres (14,000 Mann) unter dem Befehle des Feldmarschalllieutenant Thodorovič längs der steierischen Grenze zum Schutze Kroatiens zurückgesendet hatte. – Mit dem Reste der Armee (25,000 Mann) brach J. gegen Wien auf, – am 10. October standen seine Vorposten bereits am Laaer Berge angesichts der im Aufruhr befindlichen Hauptstadt. Hier fand am 12. die Vereinigung mit den Truppen des Feldmarschalllieutenant Grafen Auersperg statt. – Bei den nun folgenden Kämpfen vor und um Wien (12.–31. October) zeichnete sich J., dem Feldmarschall Fürst Windischgrätz nach der nun vorgenommenen Neueintheilung des Heeres das erste Armeecorps überwies, hervorragend aus. Nachdem am 16. December 1848 die Vorrückung gegen Ungarn begonnen hatte, befehligte Feldmarschalllieutenant J. während des am selben Tage bei Parndorf stattgefundenen Gefechtes den rechten Flügel, verfolgte die Insurgenten und entriß denselben Altenburg und Wieselburg (18. December). Theilnehmer an den bedeutendsten Gefechten des Winterfeldzuges war der bereits (am 13. März) zum Feldzeugmeister beförderte Banus J. zum Befehlshaber der theils aus dem 1. Armeecorps, theils aus den an der untern Donau operirenden einzelnen Corps zu bildenden Südarmee ernannt worden. – Von Essegg, dem Stützpunkte für sein 30,000 Mann starkes Armeecorps, deckte er mit seinem rechten Flügel die serbische Woiwodschaft, mit dem linken die Donau. Am 25. Juni warf er in dem Treffen bei O’Becse die Rebellen auf das linke Theißufer, zerstörte [758] ihre Schiffbrücke und brachte in kurzer Zeit die ganze Bácska in die Hände der k. k. Truppen. Die Schlacht bei Hegyes (14. Juli) schließt die Reihe der Ereignisse, welche während der Dauer des Bestandes der Südarmee bei derselben vorfielen; in dieser Schlacht, welche von 3 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags währte, fochten 8000 Oesterreicher mit 73 Geschützen gegen eine Uebermacht von 15,000 Insurgenten mit 62 Geschützen. – Am 16. Juli zog sich J. gegen Titel und am 18. Juli bei Szlankamen über die Donau nach Ruma, von wo er die Cernirungstruppen von Peterwardein verstärkte. Feldzeugmeister Haynau’s Vordringen bot endlich dem Ban die Gelegenheit zur Vereinigung mit der Hauptarmee. – Er ging bei Szlankamen mit 3 Colonnen über die Donau und vermochte, nachdem Perlasz und Pancsova besetzt worden, bei Uj-Becse die Verbindung mit Haynau herzustellen (16. April). Des Banus große Verdienste vom Beginn der Mairevolution bis zur Einnahme von Wien wurden noch im J. 1849 durch das Capitel mit dem Commandeurkreuze des Militär-Maria-Theresien-Ordens belohnt. – An das kaiserliche Hoflager nach Wien berufen, erließ er am 10. September, vor seiner Abreise dorthin, den folgenden Tagesbefehl an seine treue Südarmee: „Ein Jahr ist vorübergegangen, seit ich das Banner erhob, um an der Spitze der treuen Grenzvölker, der Empörung die Spitze zu bieten, einen Damm entgegenzustellen bei hereinbrechender Anarchie. Und es war ein Jahr, wie Oesterreichs Geschichte kein zweites gekannt und nimmer kennen möge, ein Jahr voll heißen blutigen Kampfes, reich an Mühe und Entbehrungen! In dürftiger Kleidung spärlich ausgerüstet, fochtet Ihr in der eisigen Kälte des Winters mit ebenso treuer Hingebung, wie in der Gluth des Sommers auf verheerten ausgedorrten Ebenen. – Kämpfend mit den mächtigen Einflüssen ungewohnter Klimate, habt Ihr nicht allein dem Schwerte des Feindes, Ihr habt weit mehr Opfer den Fiebern und ansteckenden Krankheiten erliegen sehen! Gar viele unserer Brüder ruhen in fremder Erde; sie Alle deckt ein ehrendes Grab, denn Alle starben für das große gemeinsame Vaterland. – Ihr aber, die Ihr nun heimkehrt vom langen mühevollen Zuge – nehmt meinen, nehmt des Vaterlandes Dank, als dessen treueste Söhne Ihr Euch bewährt. – Mit dem vollen Bewußtsein erfüllter Pflicht kehren Eure gelichteten Reihen zur Heimath zurück. – Trauert um die Fehlenden, aber bedauert sie nicht, denn groß war das Ziel, nach dem wir strebten; es galt den sinkenden Thron zu stützen und aus den Gräueln wilden Bürgerkrieges das Vaterland zu erretten – ein schönes, ein herrliches Vaterland! Ihr habt mit schwerem Preis gezahlt; – doch nun blicket mit Stolz empor zu jenen Fahnen, die Euch vorangeleuchtet in der Nacht blutiger Kämpfe. – Ihre siegreichen Zeichen verkünden uns Allen das goldene Wort, daß es wieder ein großes, ein mächtiges Oesterreich gebe, weil Ihr auch in der Stunde banger Zweifel das waret, was Ihr von je gewesen, tapfer und treu“. – Feldzeugmeister wirkte nach den Kriegsjahren wieder in seiner früheren Stellung als Banus zum Segen der seiner Fürsorge anvertrauten Länder, deren genaue Kenntniß bezüglich ihrer Geschichte, Sitten, Gebräuche, Eigenthümlichkeiten ihm, wie keinem Zweiten, eigen war. – Im J. 1854 in den Grafenstand erhoben, war dies fast der letzte Sonnenblick in seinem Leben. – Er begann in den folgenden Jahren zu kränkeln und das J. 1859 vollendete die Zerstörung dieses herrlichen Organismus. – Am 20. Mai verschied der Edle zu Agram. – Der Kaiser, um der Armee den Namen des Verewigten für immer zu bewahren, befahl, daß das 1. Banalgrenzregiment dessen Namen für immerwährende Zeiten zu tragen habe – und führt nach der im J. 1873 erfolgten Auflösung dieses Regiments, das aus dessen früherem Ergänzungsbezirke gebildete Ottočaner Infanterieregiment Nr. 79 diesen Namen. Was J. als Jüngling aus lebendig innerer Fülle des [759] Herzens seinen Freunden gesungen und gedichtet, war noch während seines Lebens in einer Sammlung vereinigt erschienen (Gedichte des Bans Josef Freiherr v. J., Wien 1851).