ADB:Vriendt, Frans de genannt Floris

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Artikel „Vriendt, Frans de, genannt Floris“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 373–374, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vriendt,_Frans_de_genannt_Floris&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:45 Uhr UTC)
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Vriendt: Frans de V., genannt Floris, Maler, wurde zu Antwerpen um das Jahr 1517 oder 1518 geboren. Er widmete sich ursprünglich der Plastik, ging aber später, als er zwanzig Jahre alt war, zur Malerei über und wurde Schüler von Lambert Lombard in Lüttich. Nach Vollendung seiner Lehrzeit im J. 1540 wurde er Mitglied der Antwerpener Lucasgilde. Bald darauf reiste er nach Italien, wo vor allem Michelangelo’s Werke großen Eindruck auf ihn machten. Da er sich im J. 1547 verheirathete, muß er um diese Zeit nach Antwerpen zurückgekehrt sein. Er hielt hier eine große Schule, bekam von Kircbenvorständen, Prinzen und vornehmen Herren große Aufträge und verkehrte in den besten Kreisen, z. B. mit dem Prinzen von Oranien, den Grafen Egmont und Hoorn. Da er aber ein gutes Leben liebte, ein prachtvolles Haus bewohnte, ein flotter Trinker war und junkerliche Passionen hatte, gerieth er in Schulden, die noch nicht beglichen waren, als er am 1. October 1570 starb. – V. ist der am meisten bekannte und tüchtigste Vertreter der italienischen Richtung in der Antwerpener Malerei. Er war unermüdlich thätig und gewann als mächtiges Schuloberhaupt einen weitreichenden Einfluß. Als begeisterter Anhänger Michelangelo’s sucht er „die Schönheit der Glieder vorzugsweise in reichgemuskelten Körpern und anatomisch studirten Formen. Ihn zog der angenehme Anblick an, den ein wohlbeleuchteter und gesunder Rücken, eine gut gewölbte Brust, ein kräftiger Hals, ein Bein oder Arm von schöner Modellirung dem Auge darbietet, und er wollte diese körperlichen Schönheiten in ihrem ganzen Glanze wiedergeben.“ Dabei legte er besonderen Nachdruck auf die Bewegung, die bis zu seinem Auftreten in der niederländischen Kunst wenig oder gar nicht beachtet worden war. Als sein Hauptwerk sahen die Zeitgenossen seinen „Engelsturz“ an, ein Bild, das er im J. 1554 für die Fechterinnung malte, und das heute in dem Museum zu Antwerpen zu sehen ist. Eine verwandte Darstellung ist das „Jüngste Gericht“ im Brüsseler Museum vom Jahre 1566, das jedoch wegen seiner flauen Malerei weit hinter dem „Engelsturz“ zurücksteht. Wiederholt hat V. „Die Anbetung der Hirten“ gemalt, so in einem Bilde des Antwerpener Museums und in einer ähnlichen Darstellung der Dresdner Galerie, die zu den besten Werken des Künstlers zählt, und die mit dem Gemälde der Schweriner Galerie große Verwandtschaft zeigt. Einen mythologischen Stoff behandelte er unter anderem in dem Bilde der Berliner Galerie, [374] auf dem wir „Mars und Venus im Netze des Vulkan“ erblicken. Am bedeutendsten erscheint er in seinen Porträts, unter denen der „Falkenjäger“ des Braunschweiger Museums vom Jahre 1588 die größte Berühmtheit genießt. Auch in dem Entwerfen von idealen Köpfen leistete V. Erfreuliches, z. B. in dem Christuskopf in Schwerin und in dem Brustbild des Kaisers Vitellius in Dresden.

Vgl. Carel van Mander, Le livre des peintres. Traduction, notes et commentaires par Henri Hymans. Paris 1884. I, 333–347. (Die vielen Anecdoten, die van Mander über das liederliche Leben des Floris erzählt, verdienen nur zum geringsten Theil Glauben.) – Catalogue du musée d’Anvers. Deuxième édition. 1857. S. 101–104. – Max Rooses, Geschichte der Malerschule Antwerpens. Uebersetzt von Franz Reber. München 1881. S. 93–101. – F. Jos. van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche schilderschool. Antwerpen 1883. S. 173–215. – H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte. Berlin 1882. (Register.) – A. Woltmann und K. Woermann, Geschichte der Malerei. Leipzig 1888. III, 72.