Bauperiode keinem festerdachten Plane, der sich seit der 4-ten Schicht und in den nachfolgenden nachprüfen lässt, folgte. Aus der 5-ten Kulturschicht haben sich Reste von Steinmauern und eine Lehmziegelmauer erhalten, die wohl Privathäusern angehören. Keine Spuren von Steinpflaster konnten in dieser Kulturschicht festgestellt werden.
Die Untersuchungen der im J. 1903 freigelegten polygonalen Steinmauer wurden fortgesetzt, und brachten Teile von Stein- und Lehmziegelmauern zu Tage, die wohl ermöglichten die Datierung der polygonalen Steinmauer zu präcisieren und bis ans Ende des VII. Jh. v. Chr. hinaufzusetzen.
Die gemachten Funde sind zahlreich (3401 Nummern) und wichtig, als Zeugnisse für die geschichtliche Entwicklung der Kunst und Industrie in Olbia. Bemerkenswert sind die Funde der archaischen Periode: ein steinerner hohler Löwenkopf (Fragment eines Gelasses) früharchaischen Stils, der die Formen der Löwenstatue, welche in der Nähe des Hafens von Milet aufgefunden worden ist, wiederholt; der Kopf einer Terrakottastatuette, die dem Stile nach der Apollostatuette aus Naukratis nahe steht. Unter den Funden der klassischen Periode sind Fragmente von rotfigurigen Vasen des Polygnotstils, Fragmente schwarz-gefirnisster attischer Tonwaare mit eingeritztem und abgedrucktem Ornament, und Terrakotta zu erwähnen. Bemerkenswert ist eine Anzahl von Abgussformen, unter denen manche aus Spitz-Amphorenhenkeln verfertigt sind, und eine steinerne Form zum Abguss von Greifenköpfchen, welche in den skythischen Bestattungen häufig Vorkommen. Neben Stücken von Importwaare ist auch einheimische Industrie vertreten.
Im ganzen gewähren die Ausgrabugen vom J. 1926 neue Einblicke in die Kulturgeschichte Olbias besonders betreffs der Anordnung des Städtewesens. Im Zusammenhang mit dem Materiale früherer Forschungen kann ein Gesamtbild der Kulturgeschichte Olbias von deren Gründung an festgestellt und die Hauptperioden ihrer Entwicklung angedeutet werden. Im frühionischen Zeitalter (VII–VI Jh. v. Chr.), welches die Ergebnisse der 5-ten Kulturschicht veranschaulichen, hatte die Stadt keine Mauern und war mit einem Erdwall und Graben umgeben, die Strassen unregelmässig angelegt und ungepflastert, die Häuser aber solid aufgebaut. Die innere Einrichtung der Wohnungen bei den Privilegierten (freien Griechen) erwies grelle, bunte Farben, einen sonderbaren, dem Osten verwandten Prunk. Die ganze Lebensart kann als aristokratisch charakterisiert werden. In der spätionischen Periode (vom 2-ten Drittel des VI Jh. bis zum l-ten Drittel des V-ten Jh. v. Ch.), deren Reste uns in der 4-ten Kulturschicht erhalten sind, fanden grosse Umwandlungen statt. Anstatt des östlichen Prunkes tritt eine gewisse Strenge und Bescheidenheit in der Lebensart ein. Die Demokratie nimmt überhand. Gründliche Umbauten sind deutlich erkennbar. Nun erscheinen gepflasterte, regelmässig angelegte Strassen, und die Stadt wird von